Re-Start: Seemannsmission nimmt Betreuung der Crews der Kreuzfahrtschiffe wieder auf.
Die ersten Kreuzfahrtschiffe starten langsam wieder vom Hamburger Hafen. Damit nimmt auch die Seafarers´ Lounge, die Dependance der Hamburger Seemannsmissionen an den Kreuzfahrtterminals wieder „Fahrt“ auf. Am 27. Juli 2021 erstmals auch am neuen Terminal Baakenhöft im neu konzipierten und extra für dieses Terminal gebauten Zirkuswagen. Die erste Crew, die diese Lounge (maximal zwei Menschen unter Einhaltung der Hygienebestimmungen) besuchen wird, sind Männer und Frauen der Besatzung der Hanseatic Nature. Das Schiff der Reederei Hapag Lloyd Kreuzfahrt lag am 27. Juli im Baakenhafen. Der Neustart erfolgt nicht nur an einem neuen Standort, am Cruise Center Baakenhöft, sondern auch in einem neuen Logis: In einem Zirkuswagen, der das für Seeleute bereithält, was sie auch am bisherigen Standort in der Hafen City nachgefragt haben: Hygieneartikel, Nudelsuppen oder Kokosnuss-Wasser. Dank einer Wi-Fi-Box können sie gratis mit ihrer Familie telefonieren oder skypen.
„Unser Zirkuswagen ist ein Hingucker – mit den Bullaugen, und so, wie er mit Blick auf die Elbe und direkt an der Kaikante steht“, sagt Olaf Schröder, der für die Lounge verantwortliche Seemannsdiakon der Deutschen Seemannsmission SEAFARERS´ LOUNGE Hamburg gGmbH.
Für die Seeleute ist er sensorisch, optisch, aber auch olfaktorisch ein ungewohntes Erlebnis: Der Zirkuswagen ist aus Holz. So wie früher die Schiffe. Moderne Schiffe sind aus Metall, Stahl, Kunststoff. „Da passt es, das das erste Schiff, dessen Besatzung wir empfangen, Nature heißt“, sagt Schröder. Der Ankauf der hölzernen Lounge, der nicht nur optisch einen Gegenpol zum harten Bordalltag setzen will, wurde dank einer Spende der International Transport Workers‘ Federation (ITF) und vom Hamburger Spendenparlament möglich. Gebaut wurde der Wagen von der Firma Müller Schäfer- & Zirkuswagenbau in Aldingen-Aixheim. Den Umzug vom Containerterminal Burchardkai, wo die mobile Lounge während des Lockdowns untergestellt werden durfte, macht die Hamburg Port Authority (HPA) möglich.
Der Zirkuswagen hat Symbolcharakter: Früher nutzen ihn Zirkusaussteller, um von Stadt zu Stadt zu reisen. Heute ist die mobile Lounge die flexible Antwort auf die Hamburger Kreuzfahrt-Pläne: Das Cruise Center Baakenhöft am Kirchenpauerkai ist eine langfristige Übergangslösung. Es soll bis zur Eröffnung des neuen Terminals 2023 in der Hafen City und weitere zehn Jahre Passagiere abfertigen.- Um die Betreuung der Crews übergangsweise auch an diesem Standort zu ermöglichen war eine mobile Lösung die Möglichkeit, um an diesem Standort dauerhaft präsent zu sein. „Denn im Gegensatz zum neuen Terminal HafenCity, in dem wir hoffentlich weiter mit Räumlichkeiten eingeplant sind, war am Baakenhöft für uns leider kein Platz in der Herberge sagt Schröder.Schröder: „Das Motto der Seemannsmission, support of seafarers´ dignity, gilt auch für die, die auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten. Auch sie brauchen Unterstützung an Land.“ Das zeigen die Zahlen: 2019, im letzten regulären Kreuzfahrt-Jahr vor Corona, kamen etwa 30.000 Seeleute. Auf großen Kreuzfahrtschiffen arbeiten über 1.500 Menschen. Ein Teil ist aber „nicht sichtbar für die Gäste, weil sie in der Wäscherei, im Maschinenraum oder der Küche aktiv sind. Aber egal wo und wann – stets sind für die Passagiere Menschen da, die durch die Arbeit an Bord belastet sind, durch Übermüdung, Heimweh wenig Privatheit. In der Lounge finden sie eine Auszeit.“ Da die Seeleute kaum Zeit zum Landgang haben, ist es wichtig, dass die Lounges vor Ort in den Terminals sind. So wie der Zirkuswagen.
Text und Bild: Hergen Riedel